Am 04.05.2023 fand im Rahmen des Coeliac Disease Awareness Days ein von der Association of European Coeliac Societies (AOECS) organisiertes Webinar statt.
Ich habe an dem interessanten Webinar teilgenommen, das sich mit den Auswirkungen der Inflation auf Menschen mit Zöliakie in verschiedenen Ländern beschäftigt hat.
Der Anstieg der Lebensmittel- und Gesundheitskosten aufgrund der Inflation hat die Kaufkraft von Verbrauchern in den letzten Monate beeinträchtigt, aber die Auswirkungen auf Menschen mit Zöliakie sind besonders gravierend, da sie spezielle glutenfreie Lebensmittel benötigen, die oft teurer sind als herkömmliche Produkte.
Im Webinar wurden die Auswirkungen auf verschiedene Länder untersucht und es wurden auch mögliche Lösungen und Strategien zur Verringerung der finanziellen Belastung für Betroffene diskutiert. Insgesamt war es eine informative und wichtige Veranstaltung, die mich dazu angeregt hat, mehr über die Auswirkungen der Inflation auf Menschen mit besonderen Ernährungsbedürfnissen zu lernen.
Die Kosten und der Zugang zu glutenfreien Produkten bei Zöliakie
Eine glutenfreie Ernährung ist oft mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Im Durchschnitt fallen pro Jahr 950 Euro an. Diese Kosten sind zwar steuerlich absetzbar, jedoch auch mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden.
Neben den Kosten gibt es auch Herausforderungen beim Zugang zu glutenfreien Produkten. Grundnahrungsmittel sind 2-4 Mal teurer als normale Produkte, Brote sind bis zu 7 Mal so teuer. Bei der wöchentlichen Lebensmittelbeschaffung geben 84% der Betroffenen an, mehrere Geschäfte aufsuchen zu müssen, um alle notwendigen glutenfreien Produkte zu finden. Besonders schwierig ist es für Menschen mit niedrigem Einkommen, Ältere und Menschen mit Behinderungen, da glutenfreie Produkte in Convenience- und Discountern oft nicht verfügbar sind.
Im Durchschnitt ist der Preis für glutenfreies Brot um 25% gestiegen ist.
Die Forderung nach einer gerechten Entschädigung
Um eine gerechte Entschädigung für die Mehrkosten bei glutenfreier Ernährung zu erreichen, wurde in den Niederlanden eine Petition gestartet. Das Ziel ist es, unabhängig vom Einkommen eine Entschädigung zu erhalten, da es nicht fair ist, dass Menschen mit Zöliakie die wirtschaftliche Belastung ihrer Krankheit tragen müssen. Ein monatliches Budget ist als Entschädigung vorgeschlagen worden. Außerdem wird eine bessere steuerliche Absetzbarkeit gefordert. Eine Senkung der Mehrwertsteuer wird jedoch nicht unterstützt, da es in der Vergangenheit oft zu Preissteigerungen bei Einzelhändlern geführt hat.
Die Situation auf europäischer Ebene
Die Problematik der glutenfreien Ernährung bei Zöliakie wird auf europäischer Ebene als eine Angelegenheit der Menschenrechte betrachtet. Die Gesundheitspolitik fällt jedoch in die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten, was zu einem Wettlauf nach unten führen könnte.
Einblick in die Welt der Zöliakie in Großbritannien
Zöliakie-Patienten in Großbritannien leiden unter den steigenden Lebenshaltungskosten, insbesondere der steigenden Nahrungsmittelinflation, was ihre Ernährung noch teurer macht.
Im Vereinigten Königreich ist die Gesundheitspolitik dezentralisiert, was bedeutet, dass die Unterstützung, die für Menschen mit Zöliakie zur Verfügung steht, je nach Region unterschiedlich ist. In Wales, Schottland und Nordirland sind glutenfreie Grundnahrungsmittel auf Rezept erhältlich, während in England nur begrenzte oder gar keine Unterstützung angeboten wird.
Die Verfügbarkeit von glutenfreien Grundnahrungsmitteln hat sich in den letzten Jahren geändert. Obwohl diese Produkte historisch gesehen den Zöliakie-Patienten in Großbritannien zur Verfügung gestellt wurden, ist es heute schwieriger, diese Produkte zu erhalten. Diejenigen, die an Zöliakie leiden, müssen oft mehrere Geschäfte aufsuchen, um an die notwendigen glutenfreien Produkte zu gelangen. Besonders betroffen sind Menschen aus ärmeren sozialen Schichten, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen.
Fazit: Inflation und Zöliakie – eine Herausforderung für Betroffene weltweit
Die Auswirkungen der Inflation auf Menschen mit Zöliakie sind eine besondere Herausforderung, da sie aufgrund ihrer besonderen Ernährungsbedürfnisse oft auf teurere glutenfreie Produkte angewiesen sind.
Die Kosten für eine glutenfreie Ernährung können sich auf fast 1.000 Euro pro Jahr belaufen, was insbesondere für Menschen mit niedrigem Einkommen eine enorme Belastung darstellt.
Auch der Zugang zu glutenfreien Produkten ist oft erschwert, was es für Betroffene schwierig macht, ihre Ernährungsgewohnheiten aufrechtzuerhalten. Es ist daher wichtig, dass sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene Maßnahmen ergriffen werden, um die Belastung für Zöliakie-Patienten zu verringern und eine gerechte Entschädigung zu gewährleisten.
Wenn du den Grad deiner Behinderung (bei Zöliakie: 20%) und die damit ausgelöste zusätzliche finanzielle Belastung bei der Steuererklärung geltend machen möchtest, empfehle ich dir diesen Beitrag: Step-für-Step-Anleitung zur finanziellen Entlastung bei Zöliakie: Beantragung und Formulare
Eine bessere Verfügbarkeit von glutenfreien Produkten sowie eine verbesserte steuerliche Absetzbarkeit könnten dabei hilfreiche Ansätze sein. Es bleibt zu hoffen, dass das Bewusstsein für diese Herausforderungen weiter gestärkt wird und konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um die Situation von Zöliakie-Betroffenen zu verbessern.
Hier geht es zu weiteren Webinaren von der AOECS.
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